Tegtmeiers Erben – Sprungbrett für die Karriere?
Hennes Bender, Sebastian Pufpaff und Carolin Kebekus sind nicht miteinander verwandt und doch bilden sie in gewisser Weise eine Erbengemeinschaft: Sie alle haben den Wettbewerb „Tegtmeiers Erben“ gewonnen. 20 Jahre nach der ersten Verleihung blicken einige Preisträger noch einmal zurück und berichten (in der Rückschau), was der Gewinn der begehrten Tegtmeier-Kappe für sie bedeutete.
Hennes Bender und der „Tegtmeierix“
Im Jahr 2001 gewann der Bochumer Hennes Bender den Preis. Für ihn steht fest: „Damals hat mir das zumindest im Ruhrgebiet einen richtigen Kick gegeben.“ Noch gut erinnert er sich an die Tour durch die verschiedenen Theater. „Ich habe mich damals sehr gefreut, den Preis gewonnen zu haben. Vor allem, weil meine teilnehmenden Kollegen so toll waren. Da waren immerhin auch Johann König und Cordula Stratmann dabei.“ Bender machte nie einen Hehl daraus, von anderen Komikern mehr beeinflusst worden zu sein als von Jürgen von Manger. Inzwischen gesteht er allerdings: „Je älter ich werde, umso mehr weiß ich ihn zu schätzen. Ich habe ihn sogar als „Tegtmeierix“ in meiner Asterix-Ruhrpottübersetzung „Tour de Ruhr“ verewigen können.“
Carolin Kebekus siegt als einzige Frau
Ob auch die Karriere von Carolin Kebekus nach ihrem Auftritt in den Flottmann-Hallen im November 2007 positiv beeinflusst wurde, kann an dieser Stelle nicht geklärt werden. Wer allerdings damals als Zuschauer dabei war, wird sich sicherlich noch gut an die Kölnerin erinnern, die mit einem begeisternden Programm den Publikums-Preis abräumte. Der eine oder andere soll ihr damals schon eine erfolgreiche Zukunft vorausgesagt haben. Zehn Jahre später ist Kebekus aus der Comedy-Szene nicht wegzudenken. In der 20-jährigen Geschichte des Wettbewerbs ist Carolin Kebekus übrigens bisher die einzige Frau, die sich die Tegtmeier-Kappe aufsetzen konnte.
In diesem Jahr findet das Finale am 25. November 2017 im Herner Kulturzentrum statt. Hier finden Sie jeweils einen Bericht über die Finalisten und Ehrenpreisträger.
Christian Hirdes saß früher selbst im Publikum
Eine ganz besondere Beziehung zu „Tegtmeiers Erben“ hat Christian Hirdes. 2001 saß er noch selber im Publikum und beschloss: „Da muss ich auch mitmachen.“ Zwei Jahre später, inzwischen selbst Vollprofi, bewarb er sich - scheiterte knapp in der Vorauswahl. 2005 schließlich durfte der gebürtige Mülheimer endlich mitmachen und gewann bei seinem Heimspiel im Ruhrgebiet. Wie ein solcher Gewinn eine Karriere beeinflusst, lasse sich seiner Meinung nach nicht generell sagen. „Er schadet sicher nicht, ist aber auch gewiss nicht entscheidend. Andererseits fällt schon auf, dass im Lauf der Zeit so einige Preisträgerinnen und Preisträger stattliche Karrieren hingelegt haben.“
Seinen Auftritt 2011 möchte auch Mattias Reuter nicht missen. Und das aus verschiedenen Gründen. „Seitdem darf ich immer mal wieder in den Flottmann-Hallen mit meinen Kabarett-Programmen auftreten. Und das ist ja ´ne schöne Adresse, gerade auch für mich als Oberhausener.“ Außerdem tritt er inzwischen öfter mit Gunzi Heil aus Karlsruhe auf, der in dem Jahr auch dabei war. „Die Idee ist während des Wettbewerbs entstanden. Mit einigen der Kabarett-Kollegen habe ich also immer noch Kontakt. Das ist bei anderen Wettbewerben nicht so gewesen“, verrät Reuter, der natürlich auch die Mütze noch besitzt. Allerdings trägt sie jemand anderes: „Unser Sparschwein in der Küche.“
„Schubwirkung auf meine Popularität“
Ein Fan des unvergesslichen Komödianten Jürgen von Manger ist auch Dave Davis. „Sein Werk ist zeitlos und auch heute noch sehr unterhaltsam“, erklärt der Kölner, der 2009 mit dem Publikumspreis nach Hause ging. Und das durchaus mit einem positiven Nachspiel: „Ich denke, dass der Gewinn eine Schubwirkung auf meine Popularität hatte und auch überregional als eine Art Gütesiegel für geistreiche Unterhaltung fungiert. Darüber hinaus ist der den Siegern vorbehaltene Hamburger Elbsegler im Gegensatz zu anderen Kleinkunstpreisen alltagstauglich. Angeln mit dem Deutschen Comedypreis auf dem Kopf sähe unbestritten doof aus.“
Nach eigener Aussage hat der Preis 2011 Sebastian Pufpaff zum Berufshumoristen gemacht. „Als Komiker zieht man seine Inspiration aus der Beobachtung von Alltagsgeschehen und mit dem Gewinn des Publikumspreises von „Tegtmeiers Erben“ habe ich gemerkt, da scheine ich einen Blick zu haben, den andere Menschen teilen.“ Für den Kabarettisten ist Jürgen von Manger zusammen mit Loriot und Gerhard Polt der Meister der authentischen Darstellung. „In der perfektionierten Spiegelung des Alltäglichen den größtmöglichen Lacher zu schaffen, das nenne ich genial.“
Herner Applaus hallt noch leise im Revers
Aus den Händen von Gerburg Jahnke erhielt vor zwei Jahren Friedemann Weise den Jury-Preis. Die Verleihung hat auf den Künstler anscheinend einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zumindest unterteilt er seine Karriere inzwischen in zwei Teile: „Vor und nach Tegtmeier." Wobei er betont: „Nach ist besser." Von dem Preisgeld hat er sich einen neuen Bühnenanzug gekauft. „Und immer, wenn ich ihn anziehe, hallt der Herner Applaus noch leise im Revers." Außerdem gab es eine CD mit Werken von Jürgen von Manger: „Dank der CD habe ich bemerkt, wie gut er war. Starke Gesellschaftsbeobachtungen ohne doofen Zeigefinger. Ruhrpott eben."
Auch Kai Magnus Sting, Publikums-Sieger 2013, möchte den Preis nicht missen. „Für mich hat der Preis eine große Bedeutung. Jürgen von Manger hat mit seinem Tegtmeier eine Figur geschaffen, die überregionale Bedeutung und Bekanntheit erlangt hat und diese noch heute hat. Diese Figur kommt aus dem Ruhrgebiet und repräsentiert diese Region beispielhaft. Die Menschen konnten sich damals mit dieser Figur identifizieren, er war einer von ihnen." Auch das Format kommt an. „Eine Tour durch die Kleinkunst- Tempel des Ruhrgebiets, das Miteinander mit den Kollegen, die wunderbare Moderation des einzigartigen Jochen Malmsheimer, das Finale in Herne: groß, gemütlich, familiär und weltläufig… Das hat man so entweder in den großen Metropolen dieser Welt oder eben bei uns im Ruhrgebiet."
Preis als gutes Entree für das Ruhrgebiet
Ähnlich äußert sich auch Jury-Preisträger (2007) Chin Meyer: „Die gemeinsame Tour ist ein wunderbares Erlebnis. Man lernt die anderen Künstler dadurch sehr gut kennen. Sehr spannend ist dann die unterschiedliche Rezeption der einzelnen Künstler in den verschiedenen Städten und vor verschiedenem Publikum." Den Preis sieht er als gutes Entree für das Ruhrgebiet. „Und auch im Lebenslauf sieht das sehr schmuck aus." Die Mitarbeiter aus dem Fachbereich Kultur werden es gerne hören. Genauso wie ein Kompliment von Hennes Bender: „Die Flottmann-Hallen haben für mein Empfinden immer eine sehr gute Nase gehabt und sehr schön zwischen Musik, Kabarett, Events und Theater „jongliert". Davon könnten sich andere Spielstätten ruhig mal „ne Scheibe abschneiden".
Das Schlusswort soll aber von Marco Tschirpke kommen. Er sagt über die Arbeit von Jürgen von Manger: „Er hat sich Mühe gegeben." Er sagt aber auch: „Ich denke, der Preis hatte eine ähnliche Bedeutung für mich wie die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Beate Uhse."