Gewässer

Wenn alle Bäche fließen

8. Mai 2015 | Freizeit Gesellschaft

Hier noch eine Auswahl von Bächen auf Herner Stadtgebiet.

Die Herner Bäche, über zehn sind es, sind als Zuläufe der Emscher Teile des Emschersystems. Aus diesem Konstrukt aus offenen Kloaken und verrohrten oder in Betonschalen gezwängten Bächen entsteht als Folge eines Milliarden-Umbaus wieder eine funktionierende Bach- und Flußlandschaft. Neben der Stadt Herne sind die Stadtentwässerung Herne – also ein Partner im „Konzern Stadt" – sowie die Emschergenossenschaft an der Aufgabe beteiligt, das System – Erbe der Schwerindustrie – wieder ins Lot zu bringen. Gemeinsames und grundlegendes Ziel ist es, die geschundenen Bäche wieder in natürliche Reinwasserläufe zu verwandeln. Im Zuge des Emscherumbaus soll, wie in der „Zukunftsvereinbarung Regenwasser", die die Anrainerstädte der Emscher vereinbart haben, Regenwasser von 15 Prozent der versiegelten Flächen nicht mehr über die Kanalisation entwässert werden.

 System gestört

 „Als Folge der Industrialisierung ist das natürliche System der Wasserläufe gestört", erklärt Rolf Reinholz, im Fachbereich Stadtgrün der Stadt Herne für die Bäche zuständig. Zugleich kann er bereits auf Erfolge verweisen, die bei der Renaturierung von Bächen zu verzeichnen sind. Der Ostbach ist von seinem früheren Betonkorsett, fachmännisch Sohlschalen genannt, schon 2004 befreit worden. Der Dorneburger Mühlenbach präsentiert sich in Holsterhausen und Eickel bereits wieder als Reinwasserlauf, ehe er unter der Wanner Innenstadt verschwindet, im Westen der Stadt in Gestalt einer Köttelbecke wieder ans Tageslicht kommt und in den Hüller Bach strömt.

  • Schmiedesbach in Holserhausen parrallel zur Karl-Bosch-Straße © Frank Dieper, Stadt Herne

Neuer Wasserlauf

Einen neu geschaffenen Wasserlauf bildet zentral im Stadtgebiet zwischen dem Hiberniagelände und der Rottbruchstraße der Mittellauf Schmiedesbach.  Seit 2012 besteht der 3,6 Kilometer lange, frei erlebbare Wasserlauf. Nebenbei muss die Kanalisation so rund 550.000 Kubikmeter weniger sauberes Wasser schlucken. Ein weiteres Projekt der Stadtentwässerung ist der Umbau des Langelohbachs ab der Bromberger Straße. Einige Bäche fristen praktisch ein vollständig unterirdisches Dasein. Bester Beleg dafür ist der Westbach, der im gesamten Stadtgebiet nicht einmal überirdisch verläuft. Am Südpool entspringend, läuft er verrohrt unter Jean-Vogel-Straße und Westring hindurch, um sich in den Tiefen unter der Autobahnzufahrt Herne-Baukau mit dem Namensvetter Ostbach zu vereinigen. Optischer historischer Beleg, dass dieser Bach einst Tageslicht sehen durfte, ist ein Foto aus dem Stadtarchiv. „Es zeigt den offenen Westbach ungefähr dort, wo jetzt ein Möbelhaus an der Einmündung der Roonstraße in die Bahnhofstraße steht", erklärt Stadtarchivar Jürgen Hagen.  Wer späteren Generationen zeigen will, was eine Köttelbecke ist, wird  also in ein paar Jahren auf historische Bilder zurückgreifen müssen. Dass sie aus der Landschaft verschwinden und wieder zu natürlichen Wasserläufen werden, wird niemanden stören. Um den Begriff Köttelbecke wäre es allerdings schade.