Zellen bleiben heute leer

14. August 2023 | Ausgabe 2023/3

inherne begleitet die Polizei bei der Nachtschicht

Ab 21:15 Uhr werden die Einsatzfahrzeuge am Samstagabend auf der neuen Polizeiwache an der Cranger Straße nach und nach abgelöst. Die Dienstgruppe der Polizei, die bis dahin mit Streifenfahrzeugen in Alt-Herne unterwegs war, wird von den Beamt*innen abgelöst, die unsere Stadt sicher durch die Nacht bringen werden. Auf der Wache an der Hauptstraße erfolgt zu dieser Zeit ebenfalls die Übergabe. Von dort kümmert sich die Polizei um die Anliegen und Einsätze in Wanne und Eickel.

Der Erste Polizeihauptkommissar Rainer Krüger, der in der Nacht die Verantwortung trägt, holt sich bei seinem Kollegen alle Informationen über das bisherige Einsatzgeschehen für die Wache an der Cranger Straße. Dann machen sich die Streifenpolizist*innen auf den Weg, um nach dem Rechten zu sehen und per Funk Einsätze entgegenzunehmen. Keine der acht Zellen des Polizeigewahrsams in der Wache ist belegt.

Erster Polizeihauptkommissar Rainer Krüger.

Drei Beamte auf der Wache
Wie seine Nachtschicht ablaufen wird, das kann auch Rainer Krüger trotz fast 40-jähriger Polizeierfahrung nicht vorhersehen. „Im Sommer, wenn bei gutem Wetter draußen gefeiert wird, kann man davon ausgehen, dass man mehr zu tun haben wird“, erklärt er. An diesem Abend Mitte Oktober ist es herbstlich kühl – ein Wetter für das kuschelige Sofa und nicht für laute Sommerpartys oder öffentliche Trinkgelage. Krüger hat schon in verschiedenen Städten des Ruhrgebiets seinen Dienst getan. Daher kann er gut vergleichen. „Letztlich ist Herne eine typische Ruhrgebietsgroßstadt. Die Aufgaben, die sich uns hier im täglichen Dienst stellen, unterscheiden sich kaum von denen in anderen Städten der Region“, sagt er.

Während inzwischen mehrere Streifenfahrzeuge unterwegs sind, verbleiben auf der Wache neben Krüger zwei weitere Polizisten. Ein Beamter sitzt beim Eingangsbereich mit Blick in den Raum, den Bürger*innen betreten, wenn sie ein Anliegen haben. Er bedient auch das Telefon, auf dem Anrufe an die direkte Nummer der Wache eingehen. „Viele Menschen kennen diese Nummer und wählen sie, wenn es nicht um einen Notruf geht, sie aber ein Anliegen haben“, schildert Rainer Krüger. Im Raum nebenan sitzt ein Kommissar vor zwei Bildschirmen am Funk. Auf den Monitoren sieht er die Einsätze für die Wache in Herne, die bei der Leistelle im Polizeipräsidium in Bochum über die 110 eingegangen sind. Per Funk disponiert er dann die Streifenwagen der Wache Herne zu diesen Einsätzen. Auch die Rückmeldungen der Fahrzeugbesatzungen gehen hier per Funk ein.

Gewahrsam bleibt leer
Einen Raum weiter steht der Schreibtisch des Dienstgruppenleiters, an diesem Abend Rainer Krüger. Die drei Räume sind durch große Fenster untereinander einsehbar. Sollte sich also im Eingangsraum jemand danebenbenehmen, wäre schnell Hilfe da. Der Samstagabend bleibt jedoch ruhig. Personen, die von sich aus mit einem Anliegen zur Wache kommen, tauchen nicht auf. „Man darf sich das hier ohnehin nicht so vorstellen wie in einer amerikanischen Polizeiserie, wo dauernd renitente Personen in Handschellen durch das Polizeirevier geführt werden“, schmunzelt der erfahrene Polizist.

Die Streifenwagen haben in der Herbstnacht bis 1 Uhr gut zu tun, große Einsätze sind es jedoch nicht. Es handelt sich um Großstadttypische Vorfälle: Ruhestörungen oder vermeintlich verkehrsbehindernd abgestellte Fahrzeuge. Die acht Zellen im Gewahrsam bleiben unbelegt.

Text: Christoph Hüsken     Fotos: Frank Dieper