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Most wanted – ein Image

6. Mai 2016 | Gesellschaft

von Horst Martens

Was sagen Sie einem Süddeutschen, der fragt, woher Sie kommen? Doch nicht etwa: „Aus der Nähe von Bochum.“ So wie mein Lieblingsverwandter, der sich als New Yorker sieht, aber eigentlich „nur“ im nahen Newark lebt.

Ideal oder Realität
Welches Bild wir von einer Stadt haben, hängt von uns und den Ereignissen ab, die wir mit ihr verbinden. Paris: Haupanschlagsort
des IS. Brüssel: Molenbeek. New York: 9/11. Berlin: Stadt des Pleite-Flughafens. Oder doch lieber so: Stadt der Liebe. Stadt der Europäischen Einheit. I Love New York. Arm, aber sexy. Was auf der einen Seite ein Defizit ist, wird auf der anderen Seite als Gabe aus dem Füllhorn gesehen. Ein Amazonas-Bewohner vom Volke der Yanomami wird den Grünanteil der Stadt Herne gering einschätzen. Ein Nomade aus der Sahara muss seine Hand vor seine Augen legen, um sich nicht vom Grün blenden zu lassen.

50 Superlative
In Heft 1/2011 des Stadtmagazins hat die inherne-Redaktion über 50 Superlative für Herne ausgegraben. Superlativ – die höchste
Stufe der Steigerung. Größte Kirmes, erfolgreichstes Volkstheater, bedeutender Medizinstandort, international anerkannte Architektur, Streetdancer-Hochburg, bedeutendes Musikfestival, Weltmarktführer einiger Fimen in ihren Segmenten (Ter Hell Plastic, Adams Armaturen, Vulkan-Lokring), Ruhrgebietsführer wie die Parfümeriekette Pieper oder der Reiseveranstalter Graf, die wenigsten Verkehrsunfälle.

Wir sind nicht New York, München oder Tokio, aber Herne kann was. In diesem weiten Feld voller guter Eigenschaften müssen wir unseren Claim abstecken. Ein Wort, ein Satz, ein Slogan, der für alles steht. Was sehen wir? Was übersehen wir? Was heben wir heraus? Was vergessen wir?

Come in
Den Spruch „Come in and find out“ der Drogeriekette Douglas übersetzten über 60 Prozent falsch, nämlich mit: „Komm rein und
finde raus.“ So ein Slogan kann ins Auge gehen, auch wenn er viel gekostet hat. Waltrop nannte sich Stadt des Schiffshebewerks, dabei
liegt Datteln viel näher dran. Bei den folgenden Beispielen müssen Sie selbst entscheiden: Was passt, was ist daneben: Bochum macht
jung. Sachsen-Anhalt: Land der Frühaufsteher. Kiel: Sailing City. München mag dich. Karlsruhe: Viel vor. Viel dahinter. Mannheim:
Leben im Quadrat. Löhne: Weltstadt der Küchen. Bielefeld bewegt. Bonn – die Stadt. Stuttgart – Motor Deutschlands. Suhl trifft (Tradition der Waffenherstellung). Dresden barockt. I AMsterdam. Die guten Slogans kommen mit einer großen Leichtigkeit daher – viel Arbeit ist nötig, um sie zu formulieren.

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