„Vertrauen aufbauen“
Einhundertfünfzig Flüchtlinge leben in der Sporthalle der Gesamtschule Wanne. Das sind 150 Einzelschicksale und 150 Hoffnungen. Anita Müller kennt all diese Hoffnungen, Ängste und Probleme. Die 32-Jährige kam vor zehn Jahren selbst als junge Frau aus Albanien nach Herne – heute ist sie Sozialarbeiterin.
„Auch du kannst die Sprache lernen"
Mit ihrer Biographie dürfte sie für viele Menschen in der Halle ein großes Vorbild sein. „Wenn die Flüchtlinge mich ansprechen, glauben sie mir nie, dass ich nicht in Deutschland geboren bin. Ich sage ihnen dann immer, auch du kannst die Sprache so gut lernen wie ich." Mit ihrer freundlichen, aber auch bestimmenden Art gelingt es ihr schnell, Zugang zu den Hilfesuchenden zu finden. Dabei ist ihr bei der täglichen Arbeit vor allem eines wichtig: „Vertrauen aufbauen. Wenn sie merken, hier sind sie in Sicherheit, sind die Menschen sofort sehr dankbar, hier zu sein."
„Deutschland ist jetzt meine Heimat"
Ob und wie die Integration in Zukunft funktionieren kann, darüber wird viel gerätselt. Fest steht, bei der Sozialarbeiterin hat es geklappt. Natürlich war auch der Anfang vor zehn Jahren nicht leicht. Ein fremdes Land, eine fremde Sprache. Anita Müller: „Aber wenn man sich entschieden hat zu bleiben, gibt es viele Möglichkeiten, sich zu integrieren. Deutschland ist jetzt meine Heimat und ich bin dankbar für die Möglichkeiten, die ich in Deutschland bekommen habe."
Dank an die vielen Ehrenamtlichen
Dankbar ist sie aber auch für die vielen Ehrenamtlichen, die sich in der Sporthalle um die Flüchtlinge kümmern. „Das ist wirklich ganz toll. Auch die Spendenbereitschaft ist enorm", freut sich die 32-Jährige, auf die jeden Tag viele Herausforderungen warten. Ob Begleitung zum Arzt, zum Ausländer- oder Jugendamt oder einfach nur ein schlichtendes Wort in Konfliktsituationen – Anita Müller kennt sich aus mit Notlagen, Alltagssorgen und Menschlichkeit.
Siehe auch Artikel Auf der Flucht
Siehe auch Artikel Die gute Seele der Sporthalle Wanne-Süd
Text: Michael Paternoga